Interview mit der neuen FBZHL-Sprecherin Prof. Dr. Nicole Kimmelmann

Symbolbild zum Artikel. Der Link öffnet das Bild in einer großen Anzeige.

Seit 01.01.2024 ist Prof. Dr. Nicole Kimmelmann neue Sprecherin des FBZHL. Wir haben die Wirtschaftspädagogin interviewt, wie sie zum Thema gute Lehre steht, wo sie Inspirationen für ihre eigenen Seminare und Vorlesungen findet und wo sie Entwicklungsmöglichkeiten für die Hochschuldidaktik sieht.


FBZHL: Liebe Frau Prof. Kimmelmann, wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Ihnen!

Prof. Nicole Kimmelmann: Danke, darauf freue ich mich auch! Ich verfolge die Arbeit des FBZHL seit vielen Jahren und finde es spannend, die Hochschuldidaktik an der FAU künftig mit zu begleiten.

 

Was bedeutet denn für Sie gute Lehre?

Lehre ist aus meiner Sicht dann gut, wenn die anvisierten Kompetenzziele bestmöglich unterstützt werden. Dabei spielen neben einer Fachkompetenz insbesondere Sozial-, Personal- und Digitalkompetenzen für die zukünftige Arbeitstätigkeit eine zentrale Rolle. Die Lehre sollte hierfür einen Entwicklungsrahmen bieten, der auch die praktische Erprobung von Kompetenzen sowie Reflexion und Evaluation mit einbezieht. Wichtig ist es in meinen Augen auch, die Studierenden in ihren diversen Bedürfnissen und Potenzialen abzuholen, sich also sowohl an den unterschiedlichen Vorerfahrungen der Studierenden als auch ihren individuellen Entwicklungsmöglichkeiten zu orientieren. Und: Lehre soll Lust machen, weiter in Themen einzutauchen. Studierende sollen sich am kritischen Diskurs beteiligen und Inhalte eigenständig vertiefen können.

 

Als Professorin sind Sie natürlich selbst mit Lehre betraut. Wo finden Sie ganz persönlich Ideen zur Gestaltung Ihrer Seminare und Vorlesungen?

Oh, da gibt es ganz unterschiedliche Ressourcen: Viele meiner Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der innovativen Gestaltung von Lehr- und Lernsettings. Die Erkenntnisse mit Blick auf erfolgreiche Design-Prinzipien übernehme ich dann auch für meine eigene Lehre. Durch die regelmäßige Teilnahme an internationalen Tagungen, in denen innovative Ansätze der Hochschullehre vorgestellt werden, bekomme ich einen Einblick in wissenschaftlich erprobte neue Konzepte, die sich an den Kompetenzanforderungen für meine Studierendengruppe orientieren. Aber auch durch das Lesen entsprechender Publikationen, nicht nur bezogen auf den Hochschulkontext, sondern auch im Weiterbildungs-/Trainingsbereich erhalte ich spannende Impulse „out of the box“. Inspirierend ist auch die gemeinsame Durchführung von Lehrveranstaltungen mit unterschiedlichen Kolleg*innen. Das kann hilfreiche, spannende Impulse liefern und ermöglicht zugleich gemeinsam die Anpassungsbedarfe zu reflektieren. Außerdem habe ich als Trainerin in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften die Möglichkeit, Ansätze mit unterschiedlichen Zielgruppen zu testen und wertvolle Rückmeldung zu erhalten.

 

Wagen wir mal einen Ausblick in die Zukunft. Wo sehen Sie die Hochschullehre in 10 Jahren? 

Die Hochschullehre gibt es dann vermutlich nicht mehr, sondern stattdessen verschiedenste Formate der Begleitung und Unterstützung von Studierenden bei ihrer individuellen Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung. Ich denke, dass wir gemeinsame Lehrveranstaltungen mit Studierenden künftig eher für einen kritischen Dialog, Reflexion des Status Quo in Forschung und Praxis sowie die Entwicklung innovativer Ansätze nutzen werden. Außerdem glaube ich, dass wir durch die Möglichkeiten der Digitalisierung eine noch größere Berücksichtigung medial flexibler, hybrider Lehr- und Lernformen – auch unter Einbindung von KI-Elementen – erfahren werden.

 

Wo sehen Sie aktuelle und wichtige Themen für die Hochschuldidaktik? 

Ich denke, dass Lehrende Anleitung und Unterstützungsmöglichkeiten benötigen. Dies sollte ein individuelles sowie reflektierendes Lernen an der Uni unter Einbindung multimedialer Instrumente ermöglichen. So können wir den Anforderungen an gute Lehre gerecht werden.

Weiter sehe ich den Ausbau von Coaching-Angeboten als wichtig. Ebenso wie die gemeinsame Entwicklung von passgenauen Lehrangeboten mit (neuen) Lehrenden im Sinne des Instructional Designs.

Aktuell sehe ich die Themen Resilienz- und Stressmanagement, Umgang mit KI in der Lehre und vor allem auch den Umgang mit internationalen Studierenden sowie Unterstützung bei der Durchführung von englischsprachigen Lehrveranstaltungen als wichtig an.

 

Welches Format aus dem FBZHL-Programm empfehlen Sie Lehrneulingen ganz besonders?

Ganz klar: Die Grundlagenqualifizierung im Rahmen des Kompaktkurses Hochschuldidaktik oder auch der Grundkurs Hochschuldidaktik. Hier erhalten Dozierende eine strukturierte hochschuldidaktische Ausbildung und lernen Lehre zu planen, Prüfungen zu konzipieren und konstruktiv mit Gruppen von Studierenden zu arbeiten.

Außerdem empfehle ich Lehrenden auch von Anfang professionelles Feedback zur Umsetzung der eigenen Lehre einholen, beispielsweise über die vom FBZHL angebotene kollegiale Hospitation. Der Blick von außen auf die eigene Lehre ist sehr hilfreich!

 

Vielen Dank für Ihre Zeit, liebe Frau Prof. Kimmelmann!