Jürgen Sammet & Jacqueline Wolf: Vom Trainer zum agilen Lernbegleiter. So funktioniert Lehren und Lernen in digitalen Zeiten.

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Rezensentin:
Ramona Zacherl, FBZHL
Originalliteratur:
Jürgen Sammet & Jacqueline Wolf: Vom Trainer zum agilen Lernbegleiter. So funktioniert Lehren und Lernen in digitalen Zeiten. Berlin, Springer Verlag 2019, ISBN 978-3662585092, 140 Seiten, EUR 34,99.
Quelle der Rezension:
Wilbers, Karl (Hrsg.): Handbuch E-Learning. 84. Erg.-Lfg. April 2020 www.personalwirtschaft.de/elearning


Jürgen Sammet und Jacqueline Wolf postulieren: „New Work“ erfordert „New Learning“! Doch was genau ist damit gemeint? Bei New Work stehen Schlagworte wie Flexibilisierung, Anpassung an individuelle Bedürfnisse und Selbstbestimmung im Fokus. Diese Begriffe spielen auch bei New Learning eine zunehmend wichtige Rolle, da die Grenze zwischen Lernen und Arbeiten mehr und mehr verwischt. Lernen wird zum zentralen Bestandteil der Arbeit selbst. Um den sich zunehmend schneller verändernden Herausforderungen der VUCA-World (volatility, uncertainty, complexity, ambiguity) gerecht werden zu können, muss also auch die Rolle von Weiterbildner*innen neu gedacht werden. Sammet und Wolf sprechen in diesem Zusammenhang von der „Krise des Experten“, da nicht mehr der/die Trainer/-in auf der „Bühne“ steht, sondern die Lernerinnen und Lernen. Darüber hinaus verlieren im Zeitalter der Digitalisierung ursprüngliche Erfolgsfaktoren eines guten Trainers, wie etwa Charisma oder Bühnenpräsenz, an Bedeutung. Davon ausgehend wollen Sammet und Wolf aufzeigen, wie die digitale Transformation des klassischen Trainers hin zum agilen Lernbegleiter gelingen kann.
Die beiden Autoren skizzieren sechs zentrale Thesen, die es bei der Entwicklung zum/r anpassungsfähigen Lernbegleiter*in zu beachten gilt. Die Thesen spiegeln zugleich den Aufbau der Publikation wider, d.h. jeder These wird ein eigenes Kapitel gewidmet. Dazu gehört z.B. das Denken in Prozessen (Lernarchitektur), die Gestaltung von Übungsräumen und das Geben von Feedback (Präsenztraining im Blended Learning) oder das Setzen eines Rahmens (Informelles Lernen). Bei der Formulierung dieser Thesen wird vor allem die Ausweitung der vier großen Lernformate E-Learning, Präsenztraining, Online-Training und informelles Lernen berücksichtigt und in Beziehung zu den Lernprinzipien formell/informell und geleitet/selbstgesteuert gesetzt. Nachhaltiger Lernerfolg setzt voraus, dass Lernen nicht singulär, sondern prozesshaft gestaltet wird. Deswegen rückt vor allem Blended Learning – verstanden als Arrangement formeller und informeller Lernformate – verstärkt in den Fokus, um als Lerner*in die eines jeden Lernprozesses zugrundliegenden Lernschleifen, bestehend aus Vermittlung, Anwendung und Reflexion, mehrfach durchlaufen zu können. Insgesamt stehen dabei didaktisch geleitete Fragestellungen im Vordergrund: Wann erweist sich welches Format als sinnvoll? Existieren Lernziel und Lernweg bereits? Soll Wissen vermittelt werden oder neue Verhaltensweisen eingeübt werden? Ergänzt werden diese Überlegungen durch praktische Tipps zur Durchführung in Form von Checklisten und Leitfragen sowie Hinweise zur Preisgestaltung. Am Ende wird das Fazit gezogen, dass sich zwar die Lernwege ausdifferenzieren, der Zweck des Ganzen, nämlich die Schaffung von Lerngelegenheiten, unabhängig von Lernformat und Medium gleichbleibt.
Die Publikation baut auf der aktuellen Forschungslage auf und kombiniert diese mit dem reichhaltigen Erfahrungswissen der beiden Autoren. Jürgen Sammet und Jaqueline Wolf sind Pädagogen und darüber hinaus seit Jahren im Bereich des Trainings, der Beratung und der (digitalen) Lehre aktiv. Ihr Buch richtet sich explizit an Trainer*innen, denen sie eine Orientierungsschrift mit Empfehlungen anbieten, wie mit den sich aus der Learning Revolution ergebenden Umwälzungen im Weiterbildungssektor umgegangen werden kann. Sie wollen somit weder eine Methodensammlung noch ein Rezeptbuch liefern. Das Buch ist gut verständlich geschrieben, was unter anderem auf die aussagekräftigen Visualisierungen und Beispiele zurückzuführen ist. Technische und didaktische Argumente stehen in einem ausgewogenen Verhältnis. Für Trainer*innen, die bereits mit Lernvideos oder virtuellen Seminarräumen arbeiten, dürfte sich aufgrund ihres Vorwissens die Lektüre jedoch weniger lohnen, da es sich eher um ein digitales Einsteigerwerk handelt.