Andreas Weich, Julius Othmer & Katharina Zickwolf (Hrsg.): Medien, Bildung und Wissen in der Hochschule

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Rezensentin:
Ramona Zacherl, FBZHL
Originalliteratur:
Andreas Weich, Julius Othmer & Katharina Zickwolf (Hrsg.): Medien, Bildung und Wissen in der Hochschule. Medienbildung und Gesellschaft Band 36. Wiesbaden, Springer Fachmedien 2018, ISBN 978-3658170738, 286 Seiten, EUR 34,99.
Quelle der Rezension:
Wilbers, Karl (Hrsg.): Handbuch E-Learning. 81. Erg.-Lfg. Juni 2019 www.personalwirtschaft.de/elearning


Die untrennbare Verknüpfung von Medien, Bildung und Wissen(schaft) ist nicht nur, aber im Besonderen im Kontext der Hochschule von Relevanz. Hochschulen fußen seit jeher auf spezifischen Medienkulturen und -techniken, die in entscheidendem Maße Prozesse der Wissensproduktion und -konstruktion sowie den Zugang und Austausch von Wissen beeinflussen. Aufgrund der zunehmenden Präsenz digitaler Medien wird die klassische Diskussion rund um das Spannungsverhältnis der drei Begriffe neu entfacht. Die Herausgeber*innen vertreten die populäre Ansicht, dass (neue) Medien nicht auf inhaltsleere Kommunikationstools oder technologische Anwendungen reduziert werden dürften. Folglich könne die zukunftsorientierte Auseinandersetzung mit Medien auch nicht damit enden, dass technologische Infrastrukturen geschaffen werden und User im Rahmen von Workshops den Umgang damit erlernen. Vielmehr müssen sich sowohl die wissenschaftliche Theoriebildung als auch die Praxis in Bildungseinrichtungen angesichts des medientechnischen und medienkulturellen Wandels mit der viel allgemeineren Frage auseinandersetzen, wie Lehren und Lernen zukünftig medial gestaltet werden soll und kann.
Dem Sammelband liegt eine Dreiteilung zugrunde. Im ersten Teil „Geschichte und Theorie“ befinden sich Beiträge mit wissenschaftlichem Erkenntnisinteresse, die die Verknüpfungen von Medien, Bildung und Wissen im Kontext der Hochschule aus theoretischer, analytischer und/oder historiografischer Perspektive betrachten. Darin werden z.B. Unterschiede zwischen Überwältigungs- und Ermächtigungsmedien aufgezeigt oder die Hochschule als Labor charakterisiert, in dem unterschiedliche Wissensbereiche miteinander vermengt werden und amalgamieren. Im zweiten und zugleich umfangreichsten Teil „Praxis- und Projektberichte“ werden Einblicke in die akademische Praxis gewährt. Die darin enthaltenen Beschreibungen und good-practice-Beispiele werden größtenteils mit empirischen Erkenntnissen angereichert und daraus abgeleiteten Empfehlungen abgerundet. Hier werden u.a. Werkzeuge zur kollaborativen Online-Arbeit vorgestellt und der Mehrwert von Big Data bei der Effektivitätssteigerung des studentischen Lernverhaltens diskutiert. Der dritte und letzte Teil „Essays“ bündelt Beiträge mit explorativen Überlegungen und zeichnet sich durch seine strukturelle Offenheit aus. Beispielsweise wird dort die Frage nach Anforderungen an zeitgemäße und innovative Lehrräume aufgeworfen oder die Renaissance eines weiten Medienbegriffs, d.h. ohne exklusiven Fokus auf digitale bzw. neue Medien, eingefordert und entsprechend begründet.
Zielsetzung der Herausgeber*innen ist es, mithilfe von 25 Autorinnen und Autoren unterschiedlichster Fachrichtungen einen Beitrag zum interdisziplinären Diskurs sowie der grenzüberschreitenden Arbeit in Theorie und Praxis zu leisten zugleich und eine Übersicht über das breite und vielschichtige Spektrum der Wechselbeziehungen von Medien, Bildung und Wissen zu liefern. Leider entpuppt sich dieses Vorhaben beim Leser eher als Nachteil der Publikation. Die Diversität der vertretenen Formate – Theoriebeitrag, Praxisbericht, Essay – führt zu einer enormen Heterogenität in Bezug auf den sprachlichen Abstraktionsgrad und die Komplexität der Beiträge. Meines Erachtens liegt unter diesen Umständen eine gewisse Diskrepanz zur anvisierten Zielgruppe vor, die neben Hochschuldidaktiker*innen und Dozierenden an der Schnittstelle von Pädagogik und Medienwissenschaften auch Studierende und Praktiker*innen aus der Lehre umfassen soll. Ich vermute, dass im Endeffekt zwar jede der genannten Zielgruppen interessante Impulse finden kann, man aber insgesamt dazu verleitet wird, sich gezielt nur einzelne Beiträge herauszugreifen und somit die erhoffte Vereinigung von Theorie und Praxis letztendlich nicht in Gänze gelingt.