Ullrich Dittler & Christian Kreidl (Hrsg.): Hochschule der Zukunft. Beiträge zur zukunftsorientierten Gestaltung von Hochschulen
Rezensentin:
Ramona Zacherl, FBZHL
Originalliteratur:
Ullrich Dittler & Christian Kreidl (Hrsg.): Hochschule der Zukunft. Beiträge zur zukunftsorientierten Gestaltung von Hochschulen. Wiesbaden, Springer Fachmedien 2018, ISBN 978-3658204020, 308 Seiten, EUR 44,99.
Quelle der Rezension:
Wilbers, Karl (Hrsg.): Handbuch E-Learning. 78. Erg.-Lfg. Dezember 2018 www.personalwirtschaft.de/elearning
Klassische Hochschulen sind trotz weitreichender Digitalisierungsstrategien noch lange nicht zum Auslaufmodell geworden. Beweise dafür liefern auf der einen Seite empirische Studien, die den Mehrwert von face-to-face-Kommunikation und Kooperation unter Peers für erfolgreiches Lernen immer wieder betonen. Vieles deutet darauf hin, dass Lehrende zukünftig verstärkt als Learning Facilitators bzw. Coaches zur Unterstützung selbstgesteuerter Lernprozesse agieren und weniger in die Rolle des reinen Wissensvermittlers schlüpfen müssen. Doch auch in derartigen Szenarien ist die Relevanz der Interaktion nicht von der Hand zu weisen. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr gesellschaftliche und individuelle Akademisierungsbestrebungen. So setzt beispielsweise der Zugang zu einigen, bisher nicht-akademischen Berufsfeldern neuerdings einen Studienabschluss voraus. Zugleich weichen die ehemals strikten Hochschulzugangsberechtigungen nach und nach auf und eröffnen einer immer größeren Zahl an Studieninteressierten den Zutritt zum tertiären Bildungssektor. Die Institution Hochschule ist demnach gefragt wie nie und aufgrund der steigenden Komplexität der Arbeitswelt 4.0 ist keine absehbare Sättigung dieses Bildungshungers in Sicht.
Doch mit welchen diversen Aufgaben, Wünschen und Herausforderungen werden Hochschulen unter diesen Voraussetzungen konfrontiert sein? Welche Rahmenbedingungen gilt es zu verändern, um den teils konträren Anforderungen der Akteure gerecht werden zu können? Fragen, die sowohl für Mitarbeitende des Bildungsmanagements und der Hochschulpolitik von größter Relevanz sind als auch für Lehrende in (Weiter-)Bildungseinrichtungen. Prof. Dr. Ullrich Dittler und Hon.-Prof. Dr. Christian Kreidl beschreiben potentielle Aspekte, Notwendigkeiten und Wege, die das Selbstverständnis der Hochschulen künftig beeinflussen könnten und legen mit diesem Sammelband gemeinsam mit rund 20 weiteren AutorInnen ein breites Spektrum an Antwortmöglichkeiten vor. Ein Blick in das Autorenverzeichnis offenbart höchste Expertise: Ullrich Dittler, Professor für Interaktive Medien, ist als Spezialist für E- und Blended Learning bekannt und veröffentlicht bereits seit den 1990er Jahren Bücher zu dieser Thematik. Der österreichische Wirtschaftspädagoge Christian Kreidl ist selbstständiger Trainer und zugleich als Lehrbeauftragter tätig. Die restlichen, größtenteils habilitierten VerfasserInnen sind mehrheitlich den Bereichen (Medien-)Didaktik oder Informatik zugehörig. Unter ihnen sind auch Bekanntheiten wie die namhafte Hochschuldidaktikerin Gabi Reinmann und der E-Education-Visionär Jürgen Handke zu finden.
Der Sammelband besticht insbesondere durch seine Multiperspektivität. Nach den einleitenden Gedanken seitens der Herausgeber – bestehend aus einem historischen Rückblick auf die Entstehung der Hochschullandschaft sowie des damit einhergehenden Humboldtschen Bildungsideals und einer Studie zur studentischen Nutzung technischer Devices – folgt eine vierteilige Untergliederung. Texte aus der Sicht von Hochschulleitungen, Didaktik- bzw. Bildungsexperten, preisgekrönten Hochschullehrenden und der Personalverantwortlichen eines Unternehmens (als Stellvertreterin für die Perspektive der Arbeitgeber) werden in je einem eigenen Kapitel aneinandergereiht. Dementsprechend facettenreich gestalten sich die Impulse zur Gestaltung der hochschulischen Zukunftsfähigkeit, die dabei sowohl grund-legende Fragen wie das Verhältnis von Berufsausbildung und Hochschulbildung ansprechen als auch konkrete Hinweise zur Integration digitaler Elemente in Unterrichtskonzepte liefern.
Fazit: Eine interessante und vielseitige Publikation mit dem Schwerpunkt Neue Medien, die einen realistischen, kritischen Blick auf das System Hochschule wirft, ohne dabei die Digitalisierung per se als heiligen Gral des Bildungswesens zu präsentieren.