Hedwig Rosa Griesehop & Edith Bauer (Hrsg.): Lehren und Lernen online: Lehr- und Lernerfahrungen im Kontext akademischer Online-Lehre

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Rezensentin:
Ramona Zacherl, FBZHL
Originalliteratur:
Hedwig Rosa Griesehop & Edith Bauer (Hrsg.): Lehren und Lernen online: Lehr- und Lernerfahrungen im Kontext akademischer Online-Lehre. Wiesbaden, Springer VS 2017, ISBN 978-3658157968, 280 Seiten, EUR 19,99.
Quelle der Rezension:
Wilbers, Karl (Hrsg.): Handbuch E-Learning. 76. Erg.-Lfg. August 2018 www.personalwirtschaft.de/elearning


Die Verzahnung der realen mit der virtuellen Welt wird in nahezu allen Bereichen immer offenkundiger. Diese Tendenz macht seit einiger Zeit auch vor der Hochschullandschaft keinen Halt: Semesterapparate, Zettel- oder sogar Mikrokataloge und sog. „Scheine“ als Leistungsnachweise klingen heute bereits wie Relikte einer längst vergangenen Zeit. Manche Neuerungen haben sich bewährt, andere werden noch immer kritisch beäugt. Fest steht, dass eine Digitalisierung um ihrer selbst willen keine Universallösung sein kann. Dies manifestiert sich vor allem dann, wenn die Digitalisierung nicht die oben genannten Hilfsmittel zur Studienorganisation modernisiert, sondern versucht, die Lehre selbst zu revolutionieren. Somit wird quasi das Kerngeschäft einer jeden Hochschule angetastet und bringt für alle Beteiligten neuartige, teils unerwartete Herausforderungen mit sich. Ohne eine entsprechende didaktische Flankierung kann dieses Vorhaben nicht gelingen.
Hedwig Rosa Grieshop und Edith Bauer, die Herausgeberinnen des Sammelbandes, verfolgen gemeinsam mit rund einem Dutzend weiteren Autoren das Ziel, sich mehrperspektivisch mit der (Weiter-)Entwicklung von Online-Lehre auseinanderzusetzen. Der erste Teil konzentriert sich auf Zugänge und Einstiegsmöglichkeiten in Online-Studienformaten. Die enthaltenen Beiträge thematisieren unter anderem Online-Studienwahl-Assistenten als Entscheidungshilfe bei der Suche nach passenden Studiengängen, Blended-Counseling als Beratungsformat „nicht-traditionell“ Studierender und die kollegiale Einsozialisierung zur niedrigschwelligen Heranführung an virtuelle Lehr-Lernsettings. Der zweite Teil widmet sich der dazugehörigen theoretischen Fundierung. Neben der zentralen medientheoretischen Sichtweise werden zusätzlich auch medienpädagogische und lerntheoretische Ansätze herangezogen. Es wird skizziert, wie beispielsweise der geforderte Wandel der universitären Lernkultur von einer Erzeugungs- hin zu einer Ermöglichungsdidaktik vollzogen werden kann, wie Open Education Practice zur Realisierung partizipativer Lehr-Lernformen beiträgt und inwiefern Social Media zur Initiierung lehr-lernbezogener Interaktions- und Kollaborationsprozesse eingesetzt werden können. Im dritten Teil steht dann die praktische Umsetzbarkeit onlinebasierter Lehre im Fokus. Diese Beiträge greifen neben dem Konzept des Lerncoachings als Lernprozessbegleitung in virtuellen Lerngemeinschaften auch die Frage nach der Integration lernförderlicher Feedback-Strategien in Onlineseminaren und die Spezifika von Onlineprüfungssituationen auf.
Insgesamt beziehen sich die Inhalte auf den seit Bologna präsenten Paradigmenwandel der Hochschullehre, den sog. Shift from Teaching to Learning. Vor diesem Hintergrund werden in den 12 Beiträgen – teils implizit, teils explizit – die damit verbundenen Forderungen nach kollaborativen, interaktiven und partizipativen Lernsituationen diskutiert. Um diesen Forderungen gerecht werden zu können, soll es Studierenden im Zeitalter der Hochschule 4.0 ermöglicht werden, zu selbstverantwortlichen GestalterInnen ihrer eigenen Lernprozesse zu werden. Im Zuge dessen werden die Möglichkeiten, Chancen, Risiken und Stolpersteine bei der Realisierung dieses Vorhabens analysiert sowie entsprechende Handlungsbedarfe seitens der relevanten Akteure (Hochschule, Politik, Lehrenden usw.) identifiziert.
Das Buch unterstützt in erster Linie Lehrende, die sich einen Überblick über die Vielzahl an Einsatzszenarien virtueller Lehr-Lernarrangements verschaffen wollen und Möglichkeiten zur Implementierung digitaler Elementen kennenlernen möchten. Doch auch (zukünftige) Studierende erhalten wertvolle Impulse dazu, inwiefern beispielsweise Blended-Learning-Formate die klassische Präsenzlehre bereichern können.