Sandra Müller: Frauen als Führungskraft. Stärken nutzen, Erfolgspotentiale realisieren.
Rezensentin:
Alessandra Kenner, FBZHL
Originalliteratur:
Müller, Sandra: Frauen als Führungskraft. Stärken nutzen, Erfolgspotentiale realisieren. 3. Auflage. Springer Gabler 2017, ISBN 3658176725, 179 Seiten, EUR 34,99.
Quelle der Rezension:
Wilbers, Karl (Hrsg.): Handbuch E-Learning. 74. Erg.-Lfg. April 2018, S. 313f. www.personalwirtschaft.de/elearning
Immer mehr Frauen in Deutschland streben Führungspositionen an und wollen Verantwortung in Unternehmen oder Behörden tragen. Viele Betriebe unterstützen dies durch Mentoring-Programme, gezieltes Kompetenzmanagement oder (freiwillige) Frauenquoten. Darüber hinaus entstehen aber auch immer mehr Seminar- und Beratungsangebote für die Zielgruppe. Die Autorin Sandra Müller – Professorin an der Hochschule für angewandtes Management und Coach – möchte in ihrem Buch (zukünftige) weibliche Managerinnen ermutigen und unterstützen, ihre beruflichen Ziele zu verfolgen sowie an sich selbst zu arbeiten.
Die Autorin hat den Anspruch, die Lesenden immer wieder in die Reflexion zu bringen. Damit dies gelingt, folgt nach einem Kurzinput, wie mit dem Buch zu arbeiten ist, Kapitel zwei zur Erkennung der eigenen Stärken: Welche Etappen waren auf meinem (Berufs-)Weg zentral? Welche Herausforderungen waren zu meistern, was hat gut geklappt, was sind meine Stärken und wo ist Verbesserungspotential? In Kapitel drei werden anhand der Critical Incident Technique[1] folgende schwierige Situationen aus dem Berufsalltag unterschiedlicher Frauen aufgezeigt und diskutiert: Neu im Unternehmen, mit Kolleginnen und Kollegen (online) kommunizieren, souverän präsentieren und vortragen, in Meetings und Verhandlungen Präsenz und Profil zeigen, in Gremien arbeiten und Teams leiten. Die Praxisbeispiele bilden das Herzstück des Buches. An ihnen soll die Leserschaft selbst die Problemstellung herausarbeiten, die Stärken und Schwächen der (angehenden) weiblichen Führungskräfte diskutieren und schließlich eine Lösungsstrategie entwickeln. Die eigens entwickelten Empfehlungen können schließlich mit den Strategien und Tipps der Autorin gegenübergestellt werden – etwa wie man sich mehr Raum und Präsenz in Meetings verschafft. Kapitel vier widmet sich dem Selbstmarketing. Die oben angesprochenen kritischen Ereignisse werden nochmals aufgegriffen – nun geht es jedoch darum, dass die Lesenden selbst überlegen, wie sie sich etwa in einem neuen Unternehmen präsentieren. Checklisten der Autorin runden die eigenen Überlegungen hier ab. Das Buch schließt mit einem Blick auf die neue Generation, der die Ergebnisse einer nicht-repräsentativen Umfrage unter Studierenden auf das Thema Frauen und Führung zusammenfasst sowie einem abschließenden Appell in Kapitel sechs: Selbst ist die Frau!
Die Stärke des Buches liegt klar im Praxisbezug und der Möglichkeit, immer wieder durch Fragestellungen zum Nachdenken angeregt zu werden. Dies beinhaltet zum einen den Fokus auf die eigene Person – was kann ich gut, wo stehe ich, wo will ich hin, welche Strategie wähle ich? – zum anderen aber auch die Möglichkeit, die Fallbeispiele aus Sicht einer Führungskraft zu beurteilen: Da ist eine neue Teamleiterin und sie wird von den Mitarbeitenden nicht akzeptiert. Woran könnte das liegen und wie kann sie künftig angenommen werden? Es ist interessant und macht Spaß, selbst bzw. mit Unterstützung der Autorin Lösungen zu entwickeln und immer wieder in die Selbstreflexion zu gehen. Wer allerdings auf der Suche nach theoretischem Input, Führungsstilen oder Zahlen und Fakten zu Frauen und Führung ist, wird im vorliegenden Buch kaum fündig werden – auch bei der Erarbeitung der Lösungsstrategien für die Praxisfälle.
Fazit: Für (angehende) Führungskräfte jeglichen Geschlechts eine interessante, hilfreiche Lektüre, die Tipps und Anstöße zum Nachdenken gibt.
[1] Die Critical Incident Technique ist eine Methode, die Faktoren für in der Regel besonders ineffektives Verhalten aufzeigt. Dabei werden Verhaltensweisen beschrieben, die für den Erfolg bzw. Misserfolg einer Situation abhängen.