Wolfgang Pfau (Hrsg.) et al.: Teaching Trends 2016: Digitalisierung in der Hochschule: Mehr Vielfalt in der Lehre.

Rezensent:
Dirk Jahn, FBZHL
Originalliteratur:
Pfau, Wolfgang (Hrsg.); Baetge, Caroline (Hrsg.) ; Bendelier, Svenja Mareike (Hrsg.); Kramer, Carina (Hrsg.), Stöter; Joachim (Hrsg.). TEACHING TRENDS 16. Digitalisierung in der Hochschule: Mehr Vielfalt in der Lehre. Münster (Waxmann) 2016, ISBN 978-3830935483, 248 Seiten, EUR 29,90.
Quelle der Rezension:
Wilbers, Karl (Hrsg.): Handbuch E-Learning. 69. Erg.-Lfg. Juni 2017 www.personalwirtschaft.de/elearning


Mehr Vielfalt in der Lehre: Unter diesem Motto fand im November 2016 an der Technischen Universität Clausthal die Konferenz Teaching Trends 2016 statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen empirische Ergebnisse, theoriegeleitete Ansätze, Best-Practice-Beispiele und Erfahrungsberichte zur Umsetzung und Integration didaktischer und technologischer Trends in der Hochschullehre im Hinblick auf digitale Medien. Eine Vielzahl an deutschsprachigen, aus fachlich unterschiedlichen Kulturen stammende ExpertInnen, PraktikerInnen und ForscherInnen stellten ihre Projekte, Ansätze oder Forschungsergebnisse vor und tauschten sich dazu aus. Die dabei gewonnen Ergebnisse aus zwei Tracks liegen nun aufbereitet als Sammelband mit zwei Schwerpunkten und insgesamt 20 Beiträgen vor[1]. Schwerpunkt A bietet Beiträge zu den Herausforderungen durch Diversität in der Lehre und setzt Akzente beim individualisierten Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Schwerpunkt B setzt sich mit dem eher allgemein gehaltenen Themenfeld Erfolgsfaktoren des Einsatzes digitaler Medien auseinander. Inhaltlich wird eine Vielfalt des Lernens und Lehrens im Hochschulkontext mit digitalen Medien behandelt, die auch für pädagogische Professionals jenseits der Hochschulen von Interesse sein könnte. Das Spektrum reicht unter anderem von Erfahrungen mit adaptierten E-Learning-Modulen, Blended-Learning-Konzepten, dem Einsatz von Videos, Serious Games, Virtual Classrooms, E-Assessments oder E-Portfolios bis hin zu Ansätzen der kollegialen Hospitation zur Stärkung des Einsatzes digitaler Medien oder Befragungen von Lehrenden oder Studierenden zu Erfolgsfaktoren bei der Integration digitaler Medien.
Eine interessante Studie zum Videoeinsatz an sächsischen Hochschulen legen beispielsweise Schaarschmidt, Albrecht und Börner vor. Sie untersuchen, welche Arten von Videos in der Lehre verwendet werden und welche didaktischen Funktionen ihnen zukommen. Dabei zeigte sich, dass vor allem dozentenzentrierte Erklär-Videos zur Wissensvermittlung weit verbreitet sind, andere, innovative Videoformate zur Reflexion oder Analyse hingegen nur selten eingesetzt werden und Studierende zudem danach auch weniger verlangen. Schneider, Jahn und Heise stellen ein Blended-Learning-Modell im Flipped-Classroom-Ansatz vor, das SpitzensportlerInnen erlaubt, den fordernden Beruf mit dem (dualen) Studium in Einklang zu bringen. Ferdinand, Pachtchenko und Schonwalter präsentieren ein Konzept zur E-Studienvorbereitung mit personalisiert adaptierten E-Learning-Modulen an der Universität Koblenz. Studierende können so schon vor Studienbeginn individuelle Wissenslücken damit durch E-Learning schließen und so gezielt ihre Studiervoraussetzungen verbessern. Bellin-Mularski bespricht im Bereich B in einer Studie zur Nutzung eines E-Portfolios in der Lehrerausbildung Stolpersteine bei der didaktischen Einbettung. Deutlich wird z. B., wie wichtig Prompts (Reflexionsanregungen) in der Portfolioarbeit sind. Söbke und Kämmerer diskutieren, wie sich mit Hilfe von Metriken die textuelle Komplexität von Mehrfachwahlaufgaben einschätzen und verbessern lassen kann. Reichelt und Söbke analysieren in vier Fallstudien zum Game-Based-Learning die Spiel(un)lust von Studierenden und ziehen daraus didaktische Konsequenzen, denn „Gamifizierung“ führt nicht zwangsläufig zu mehr Motivation. Raichle bietet anschließend in einem Aufsatz zu  Gamification ergänzend eine Übersicht zu Spielformen, -mechanismen und –antriebe und veranschaulicht Umsetzungsmöglichkeiten in Abhängigkeit von Lernzielen und Wissensdomänen. Eine interessante Übersicht zum Einsatz von digitalen Lehrszenarien und Einschätzungen von Lehrenden zu Erfolgsfaktoren geben Riedel und Börner, indem sie ihre Befragung von 545 Lehrenden an sächsischen Hochschulen vorstellen. Wieder sind es die klassischen, auf darbietende Wissensvermittlung setzenden Formate, die sich vor allem etabliert haben, wenngleich durchaus auch kompetenzorientierte und reflexive Lehr-Lernszenarien mit Web 2.0 in der Praxis angekommen sind. Wie wichtig die Motivation der Lehrenden beim Einsatz von digitalen Tools ist, wird dabei auch deutlich.
Fazit: Qualität, Relevanz und Originalität der Beiträge fallen etwas durchwachsen aus. Neben einigen elaborierten, differenzierten und innovativen Beiträgen finden sich auch ein paar Beispiele, denen es etwas an Substanz und Bedeutsamkeit mangelt. Insgesamt aber bieten die Teaching Trends wieder einen interessanten und informativen Einblick in die Vielfalt der Digitalisierung in der Hochschullehre.
[1] Das Buch ist online abrufbar unter https://www.waxmann.com/fileadmin/media/zusatztexte/3548Volltext.pdf