Das Millionenshow-Prinzip als multimediale und interaktive Methode für die Hochschuldidaktik
Kurzinfos_FBZHL_15-2014-ZFHE-2013-4-89
Olivia Vrabl & Pamela Vrabl
Aus der Reihe Schriften zur Hochschuldidaktik. Beiträge und Empfehlungen des Fortbildungszentrums Hochschullehre der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.
Quelle
Zeitschrift für Hochschulentwicklung (FZHE), Jg. 8 / Nr. 1 (Januar 2013), S. 102-123 http://www.zfhe.at/index.php/zfhe/article/view/402
Problembeschreibung / Zieldefinition
Das Millionenshow-Prinzip ist eine einfach umzusetzende, effiziente Quiz-Methode, um Lerninhalte jeglicher Art auf spielerische und höchst interaktive Weise zu vermitteln.
Es ermöglicht zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten mit anderen didaktischen Methoden und den Einsatz von Multimediatechniken. Dadurch wird den Studierenden ermöglicht, sich mit Lerninhalten höchst aktiv auseinanderzusetzen. Sehen, Hören, Fühlen – viele Sinneskanäle werden angesprochen. Durch den Spielcharakter werden bei den Lernenden Emotionen und Motivation geweckt (zur genaueren Ausführung der positiven Effekte dieser Faktoren siehe Originaltext). All dies führt zu einer intensiven Verarbeitung des Lernstoffs.
Im Folgenden werden beispielhaft drei Einsatzmöglichkeiten der Methode geschildert, die sich ohne weiteres auf andere Disziplinen übertragen lassen: Ein Lern-Quiz, ein Wissens-Quiz und eine Wissens-Revue (für eine genaue Darstellung der Umsetzung inkl. benötigtes Material, Zeitumfang, Rahmenbedingungen, weitere Tipps zur Umsetzung usw. siehe Originaltext).
Herangehensweise / Lösungsansatz
Das Lern-Quiz
Beim Lern-Quiz wird der Lerninhalt abwechselnd durch Informations- und Frageeinheiten erarbeitet. In den Informationseinheiten wird der Inhalt vorgestellt und vertieft. In den Frageeinheiten wird dieser dann aufgearbeitet und durchdacht. Der Wettbewerbscharakter hält dabei die Spannung hoch. Das Lern-Quiz ist besonders zur Ermittlung des Wissensstands der Studierenden und zum Einstieg in einen neuen Wissensbereich geeignet.
An der Universität Innsbruck wurde die Methode für Studierende der Mikrobiologie anstelle eines klassischen Vortrags eingesetzt.
Die Studierenden wurden zunächst in Tandems eingeteilt.Nach einer kurzen Einweisung in die Spielregeln wurden abwechselnd im Informationsblock Wissensinhalte präsentiert, auf den dann jeweils eine Quiz-Frage folgte. Diese ging meist über den präsentierten Lerninhalt hinaus und konnte nur durch Vorwissen oder Überlegen beantwortet werden. Die Antworten wurden notiert; anschließend wurde die richtige Antwort bekanntgegeben und näher erläutert – der nächste Informationsblock und die nächste Frage folgte. Nach mehreren Informations- und Fragerunden wurden die Antworten der Tandems ausgewertet und das Gewinnertandem ermittelt.
Das Wissens-Quiz
Beim Wissens-Quiz werden in bereits erarbeiteten Lernstoff Antworten versteckt, die die Studierenden anhand eines Fragenkatalogs aufspüren sollen.
Das Wissens-Quiz ist besonders als Abfrage- und Wiederholungseinheit in der Mitte des Semesters sowie zum Abschluss einer Lehrveranstaltung geeignet. Es ermöglicht den Studierenden den eigenen Wissensstand zu überprüfen, Lerninhalte zu wiederholen, aufzuarbeiten, zu verankern, sowie für Prüfungen aufzubereiten.
Aufgrund des bevorstehenden Wettstreits steigt die Motivation die Fragen schriftlich beantwortet mit in die Lehrveranstaltung zu bringen.
Die Methode wurde in einer Übung für BachelorstudentInnen der Literatur- und Kulturtheorie am Institut für Germanistik an der Universität Wien in der Mitte des Semesters im Rahmen einer Wiederholungsstunde durchgeführt, um den bisher behandelten Stoff zu strukturieren und den Wissensstand der Studierenden zu ermitteln.
Hierfür erhielten die Studierenden eine Woche vor der Präsenzveranstaltung einen Fragenkatalog, den sie eigenständig bearbeiten sollten. In der Präsenzveranstaltung wurden 6er-Gruppen gebildet, die zunächst intern ihre Ergebnisse des Fragenkatalogs vergleichen konnten. Anschließend wurden als Millionenshowfrage mehrere Fragen aus dem Katalog im Plenum gestellt, welche jeweils eine Gruppe zu beantworten hatte und von jeweils einer anderen Gruppe ergänzt bzw. korrigiert wurde. Aufgrund des so ermittelten Wissenstands wurden im Anschluss konkrete Lernziele formuliert.
Die Wissens-Revue
Bei der Wissens-Revue werden mittels Schlagwörtern Assoziationen zu lernrelevanten Begriffen auf Kärtchen geschrieben und gesammelt.
Die Studierenden haben damit die Gelegenheit, sich über ein Thema einen Überblick zu verschaffen, thematische Zusammenhänge zu visualisieren und sich mit Lerninhalten aktiv auseinanderzusetzen. Die Methode fördert außerdem die Teamarbeit, Interaktion und Kommunikation. Die Wissens-Revue eignet sich daher besonders, um große Zusammenhänge deutlich zu machen und sich einen Überblick über ein Thema zu verschaffen.
Die Methode wurde im Rahmen eines Proseminars mit dem Titel „Musikalität und musikalisches Gedächtnis“ für Studierende der Musikwissenschaft an der Universität Wien durchgeführt, um den Inhalt der Lehrveranstaltung in der letzten Einheit Revue passieren zu lassen. Ziel war es, die Inhalte der einzelnen Einheiten zu einem Gesamtbild zusammenzufügen.
Die Studierenden wurden in vier Gruppen aufgeteilt. Dann wurden die Inhalte in sechs Themenblöcke aufgeteilt und jeweils auf eine Karte geschrieben. Im Anschluss wiederholten die Dozierenden kurz den Inhalt des ersten Themenblocks. Die Gruppen sollten nun für diesen Block Assoziationen sammeln und präsentieren. Die Begriffe wurden ebenfalls auf Karten aufgeschrieben und den anderen Karten zugeordnet. Genauso wurden die Themenblöcke 2–4 bearbeitet. Dann wurde die entstandene Kartensammlung weiterverwendet. Die Studierenden sollten weitere Verbindungen und Zuordnungen unter den Begriffen erarbeiten.
Aufwand
Der Aufwand beschränkt sich auf eine einmalige Erstellung einer Millionen-showvorlage (Powerpoint, Showmelodie), welche dann beliebig eingesetzt werden kann. Es finden sich im Internet Vorlagen (Folien sowie Audiofiles) oder man lässt eine Gruppe Studierender eine Vorlage erstellen, welche dann zur weiteren Verfügung steht.
Art der Evaluation, Erfolgsfaktoren und Resultate
Einer der größten Erfolgsfaktoren ist das Steuern der Lernmotivation, welches sich durch Beobachtung feststellen lässt. Die Studierenden wollen die Antwort auf die Fragen wissen, wodurch ihr Interesse geweckt wird, und engagieren sich durch das Element des Gewinnens in hohem Maße an der Aktivität. Auch die Aufgabenmotivation kommt zum Tragen, da die Aufgabe erfolgreich gelöst werden will. Zudem spielt die Leistungsmotivation eine Rolle. Die Studierenden können selbst beurteilen, ob sie die Antwort kennen oder nicht und ob sie die benötigte Leistung erbringen wollen oder nicht.
Empfehlungen
Der flexible Aufbau ermöglicht den Studierenden ihren Lernprozess mitzugestalten. Bereits die Selektion der Fragen (downsizing) und Antworten stellt einen wesentlichen Teil des Lernprozesses dar. Durch die Wahl der Fragen sowie der Möglichkeit der Rückmeldung wird den Studierenden zudem didaktische Verantwortung aufgetragen.
Verallgemeinerbarkeit
Die vorgestellten Methoden lassen sich ohne weiteres auf alle möglichen Lerninhalte und Disziplinen übertragen.