45. Jahrestagung der dghd 2016: „Gelingende Lehre: erkennen, entwickeln, etablieren“
Gute Lehre im Fokus
Vom 21.-23. September 2016 fand die diesjährige Tagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik in Bochum statt. Mehr als 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Hochschuldidaktik haben sich in Vorträgen, Workshops und DisQSpaces mit den zahlreichen Facetten der Lehre an deutschen Hochschulen befasst. Mehr als deutlich wurde, dass die Hochschuldidaktik in Deutschland sich immer mehr professionalisiert, and die internationale Diskussion Anschluss findet und zahlreiche innovative Projekte ins Leben ruft, die die Lehre an den Hochschulen in den nächsten Jahren weiter tiefgehend beeinflussen werden.
Von den beiden Keynote-Sprechern war insbesondere der Vortrag von der schwedischen Ingenieurin Kristina Edström sehr interessant. Sie hat sich deutlich am Constructive Aligmenment orientiert und dabei jedoch originellerweise nicht so sehr didaktische Maßnahmen, die verbessert werden können, in dem Mittelpunkt der Betrachtung gestellt. Stattdessen hat sie den Blick auf die vielen didaktisch geliebten, aber unsinnigen, weil wenig effektiven Maßnahmen von Hochschullehrenden gelenkt. Ihr „Teaching Trick“ besteht darin, diese sinnlosen Aktivitäten fallen zu lassen und dadurch Zeit für zwei Dinge zu finden. Einerseits für ein in der didaktischen Sicht qualitätsvolleres Miteinander von Lehrenden und Studierenden und andererseits für die persönliche Freizeit, die bei vielen Lehrenden viel zu kurz komme. Auch die anderen Vorträge waren in vielen didaktischen Hinsichten weiterführend. Birgit Hawelka (Universität Regensburg) hat einen der besten Vorträge der Tagung gehalten. Sie hat gezeigt, wie man mit innovativen Methoden wie einem gut fundierten Kodierleitfaden die Teaching Analysis Poll (an der FAU die qualitative Zwischenevaluation) verbessern kann.
Über das Format der DisQSpaces kam nach den Erfahrungen dieser Tagung trefflich streiten. Deutlich wurde, dass das Format nur in sehr großen Räumen funktioniert. Für viele Teilnehmer/-innen war der Lärmpegel in den Veranstaltungsräumen eine Zumutung. Zum Teil konnte man die vortragenden nicht verstehen, die Kürze der Diskussionszeit ließ meist eine vertiefende Diskussion gar nicht zu. Überall wo es in diesem Format interessant wurde, war meist die Zeit dann zu Ende. Hier ist den Veranstaltern dringend anzuraten, dieses Format zu überdenken. Dennoch sind hier einige Eindrücke aus einigen DisQSpaces.
Beim Thema Coaching wurde deutlich, wie vielfältig der Gebrauch des Wortes. Zahlreiche Anbieter solcher Coaching-Formate stellen dies meist mit einem individualisierten Training gleich. Birgit Szcyrba hat auf diesem Feld neue Forschung für das Coaching an Hochschulen gefordert. Dabei war wohl vor allem eine Art von Fallstudien gedacht. Eine berechtigte Forderung, die auch für die Coaching-Forschung überhaupt gilt, da sozialwissenschaftliche solide Fallanalysen, die gleichzeitig anonymisierte Transkripte von Coachings zur Verfügung stellen, Mangelware sind. In manchen DisQSpaces blieben die Forderungen allerdings vage. So haben beispielsweise die Autor/-innen zum Thema Nachhaltigkeit im Coaching an der Hochschule gefordert in den Instituten die Informationen aus den Coachings ausgewertet und genutzt werden sollten. Bei einer genaueren Nachfrage, wer welche Informationen wozu benutzen sollte, blieb die Antwort allerdings aus.
Bei aller Kritik an manchen Details der Organisation sowie aller notwendigen inhaltlich kontroversen Auseinandersetzungen bleibt festzuhalten: Die Hochschuldidaktik in Deutschland erfahrt einen zunehmenden Professionalisierungsschub, und das ist gut so. Die nächste Tagung der dghd findet vom 8.-10. März 2017 in Köln statt.