Olaf Zawacki-Richter et al.: Teaching Trends 2014.
Rezensent: Dirk Jahn, FBZHL
Quelle: Wilbers, K. (Hrsg.): Handbuch E-Learning. www.personalwirtschaft.de/elearning
Originalliteratur: Zawacki-Richter, Olaf; Kergel, David; Kleinefeld, Norbert; Muckel, Petra; Stöter, Joachim; Brinkmann, Katrin: Teaching Trends 14. Offen für neue Wege: Digitale Medien in der Hochschule. Münster und New York (Waxmann) 2014, ISBN 978-3830931706, 276 Seiten, EUR 39,90.
Digitale Medien spielen eine immer wichtigere Rolle in den Kernprozessen der Hochschulen. Nicht nur die Lehre, sondern auch die Forschung profitiert von dem Einsatz digitaler Medien. Gleichzeitig verändern die Technologien dabei die bestehende Praxis. In groß angelegten Projekten, wie dem vom BMBF geförderten „Qualitätspakt Lehre“, wird derzeit vor allem das Lehren und Lernen mit digitalen Medien durch verschiedene Programme an den Hochschulen gestärkt. Die Integration digitaler Medien könne – so die häufig vorgetragene Annahme – die Durchlässigkeit und Öffnung der Hochschulen fördern, die Lehre verbessern und dabei zu hochschuldidaktischen Innovationen führen, z. B., indem Forschung und Lehre besser miteinander verquickt werden.
In dem vorliegenden Sammelband[1] wird der Integration von digitalen Medien in die Hochschullehre aus unterschiedlichen Perspektiven anhand von 18 Beiträgen auf den Grund gegangen. Das Werk ist Produkt der Tagung Teaching Trends 2014, die an der Universität Oldenburg stattfand. Zu der Autorenschaft zählen unter anderem Forscher und Forscherinnen aus unterschiedlichen Disziplinen wie z. B. der Erziehungswissenschaft oder der Informatik, Experten und Expertinnen im Bereich Medien/E-Learning als auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den genannten Projekten. Zielgruppe des Sammelbandes sind vor allem Lehrende, die sich mit innovativen, computergestützten Lehr-Lernkonzepten beschäftigen und neben der praktischen auch Interesse an der technischen und didaktischen Seite zeigen. Aber auch für didaktisch Arbeitende aus anderen Kontexten, wie z. B. den Unternehmen, könnte das Buch von Relevanz sein.
Gegenstand des Sammelbandes sind drei ausgewählte, relevante und derzeit sehr „trendige“ Themenfelder: Forschendes Lernen mit digitalen Medien, digitale Medien für heterogene Zielgruppen, sowie Bildungstechnologien und Medienkompetenz (letzteres betrifft Studierende, Lehrende als auch Hochschuldidaktiker). Die Texte dazu haben unterschiedliche, sich ergänzende Schwerpunkte und Zugänge. Mal ist es eher ein theoretischer oder empirischer, mal eher ein didaktischer, technischer oder auch praxisbezogener Ansatz, aus dem heraus ein Thema erschlossen wird. So berichten z. B. Poxleitner und Arnold vom forschungsbasierten Lernen mit Lern-Apps, die Studierende mit einer Autorensoftware für ihre jeweiligen Lernanforderungen selbst entwickelt haben. Meissner und Stenger veranschaulichen in ihrem Beitrag Agiles Lernen mit Just-in-Time-Teaching nicht nur, was diese derzeit angesagten Konzepte bedeuten und wie Lehr-Lernsituationen demgemäß gestaltet werden sollten, sondern sie geben auch im Rahmen einer Evaluation darüber Auskunft, wie Studierende diesen Ansatz in der Praxis einschätzen. Rupp, Wulff und Hamborg erklären anhand einer empirischen Untersuchung, wie wichtig es für den Lerneffekt ist, Gestik und Mimik von Vortragenden in Lehrvideos deutlich zu zeigen. In eher technikorientierten Beiträgen, wie dem von Greweling, Rolf und Meyer werden wichtige technische Aspekte bei der Integration digitaler Medien beleuchtet, in diesem Fall die Automatisierte Vorlesungsaufzeichnung mit Opencast Matterhorn. Aber auch eher theoretische Schriften beinhaltet der Band, wie z. B. Lernen und Medienhandeln im Format der Forschung von Reinmann, Hofhues und Schiefner-Rohs, in dem neben einer begrifflichen Schärfung des Containerbegriffs „Forschendes Lernen“ auch eine didaktischen Verortung vorgenommen und gezeigt wird, dass sich Forschen und Lernen nicht per se ergänzen, sondern in einigen Aspekten sogar im krassen Widerspruch zueinander stehen.
Die meisten der Beiträge des Sammelbandes sind informativ, verständlich geschrieben, tiefgehend und praxisrelevant. Manche der Beiträge ragen dabei aus ganz unterschiedlichen Gründen besonders heraus, z. B. weil sie hervorragend theoretische Grundlagen liefern oder aber, weil sie für die Praxis Gestaltungsempfehlungen anschaulich und beispielhaft aussprechen. Dennoch gibt es auch ein paar wenige Aufsätze, die kaum etwas Substantielles inhaltlich zu bieten haben und/oder in denen die Werbetrommel für das eigene Projekt lautstark getrommelt wird. Insgesamt aber bietet das Buch eine spannende und facettenreiche Zusammenstellung, in der unterschiedliche Leserbedürfnisse zur Integration digitaler Medien bei drei relevanten Themenkontexten angesprochen werden.
[1] Das Buch ist vollständig abrufbar unter http://www.waxmann.com/fileadmin/media/zusatztexte/3170Volltext.pdf.