4. Jahrestagung des Universitätskollegs der Universität Hamburg am 12./13.11.2015
„Du bist aus Bayern angereist, um die Jahrestagung des Universitätskollegs der Universität Hamburg zu besuchen! Dann wissen wir, dass wir ein gutes Programm auf die Beine gestellt haben.“
So ähnlich verlief eine Unterhaltung mit einem Mitarbeiter des UKs – und ich kann nur bestätigen: Es waren zwei spannende und informative Tage!
- der angekündigte externe Vortrag von Prof. Dr. Klaus-Peter Wild (Lehrstuhl Pädagogik I, Uni Regensburg) zum Studienerfolg in der Studieneingangsphase,
- Prof. Dr. Gabi Reinmanns (Professur für Lehren und Lernen an der Hochschule, Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen (HUL)) Vortrag zum Forschungsansatz Design Based (Implementation) Research und
- den Workshop zum Einsatz von WordPress an Hochschulen von Tobias Steiner.
Impressionen aus den Panels:
Das Programm findet sich in seiner Ausführlichkeit auf der Tagungshomepage. Im Folgenden gebe ich Einblicke in die von mir besuchten Vorträgen, Workshops und Diskussionen:
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[su_spoiler title=“Eröffnung und Grußworte (Prof. Dr. Dieter Lenzen, Kanzler UHH; Katharina Fegebank, Wissenschaftssenatorin Hamburg)“ icon=“folder-1″]Die Jahrestagung begann mit den Grußworten des Kanzlers Prof. Dr. Dieter Lenzen der Universität Hamburg und Katharina Fegebank, Wissenschaftssenatorin Hamburgs. Viel Lob und Freude gab es aufgrund der Antragsbewilligung der zweiten Projektphase des Qualitätspakts Lehre des Universitätskollegs, das sich nun weiter dem Schwerpunkt „Diversität als Chance“ widmen möchte. Beide betonten darüber hinaus die Wichtigkeit des UKs für die Antragsstellung der Exzellenzinitiative. Ein klares Signal, dass Lehre kein Randthema neben der Forschung sein soll.[/su_spoiler]
[su_spoiler title=“Vortrag: ‚Studienerfolg als Ergebnis der Studienkompetenz und -organisation‘ (Prof. Dr. Klaus-Peter Wild)“ icon=“folder-1″]Weiter ging es mit Prof. Dr. Klaus-Peter Wilds Vortrag zum Thema Studienerfolg. Unterhaltsam, spannend und mit viel Charme präsentierte Wild Antworten auf die Fragen, was eigentlich Studienerfolg sei (ist es Fachwissen, das Bestehen einer Klausur, der Studienabschluss?), welche Faktoren Auskunft über den Erfolg geben können (z.B. Lernstrategien), welche Kompetenzen überhaupt im Studium vermittelt werden sollten (neben Fachwissen um Beispiel Sozialkompetenzen) und wie diese gefördert werden könnten (Literatur, Trainings, integrierte Lernumgebungen). Der Vortrag regte zum Nachdenken an und schlug eine gute Brücke zu den Aufgaben von Hochschuleinrichtungen, die die Studien(eingangs)phase gestalten möchten.[/su_spoiler]
[su_spoiler title=“Präsentation und Diskussion: ‚Empirische Befunde zur Studieneingangsphase: Was machen wir daraus?‘ (Elke Bosse, Kirsten Petersen, Ivo van den Berk)“ icon=“folder-1″] Im darauf folgenden Panel stellte das TP33: „Hamburger Modell „Studierfähigkeit““ ihre Arbeit vor. Ausgehend davon, dass nicht klar dafiniert ist, was sich genau hinter dem Begriff „Studierfähigkeit“ verbirgt, wurden an der Universität Hamburg Interviews mit Studierenden und Studiengangsverantwortlichen durchgeführt. Ergebnis ist ein Katalog von Kriterien, die dazu beitragen, das Studium gut zu meistern (z.B. Selbstorganisation, soziale Eingebundenheit) bzw. die Abbruchwahrscheinlichkeit erhöht. Aus den gewonnenen qualitativen Daten sollten empisch belastbare empirische Ergebnisse folgen, weshalb seit einiger Zeit Studieneingangsbefragungen an der UHH durchgeführt werden. Der Transfer des Projektes in die Praxis gestaltet sich nun durch ein Workshopangebot, das in Kooperation mit dem hochschuldidaktischen Netzwerk (TP34) und dem Begleitforschungsprojekt StuFHE angeboten wird.[/su_spoiler]
[su_spoiler title=“Workshop: ‚WordPress an Hochschulen: Konzeption einer Blogfarm‘ (Tobias Steiner)“ icon=“folder-1″]Tobias Steiner ist Mitarbeiter im TP43 „Einheitliche (barrierearme) IT-Konzepte für Studium und Lehre“. Im Projekt soll u.a. eine barrierefreie Blogfarm zur Vereinheitlichung bestehender IT-Lösungen an der UHH aufgebaut werden. Der Fokus des Vortrags lag vor allem auf technischen Einsatzmöglichkeiten von WordPress, während die Diskussion vor allem die Implementierung von Blogs neben bestehenden Webseiten der Universität beinhaltete. Leider wurde die Frage, wie Blogs im Hochschul(didaktischen)-Kontext eingesetzt werden könnten, nur am Rande aufgegriffen.[/su_spoiler]
[su_spoiler title=“Vortrag: ‚Nachhaltigkeit von Modellversuchen durch Design-Based Implementation Research‘ (Prof. Dr. Gabi Reinmann)“ icon=“folder-1″]Gabi Reinmann ist seit Juni 2015 Professorin für Lehren und Lernen an Hochschulen an der Universität Hamburg (Leitung des Hamburger Zentrums für Universitäres Lehren und Lernen) und beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit dem Forschungsansatz Design-Based Research (DBR) bzw. Design-Based Implementation Research (DBIR). Ihr Vortrag führte zunächst in die Spannungsfelder von Wissenschaft ein: Zentren für Hochschuldidaktik oder Einrichtungen, wie das UK, befinden sich meist an der Schnittstelle zwischen Forschung und Dienstleistung, wobei die Wissenschaft bzw. Begleitforschungsprojekte sich in der Position sehen, Zahlen zu liefern, zu evaluieren oder die theoretische Einbettung vorzunehmen. Die „Dienstleister“ kümmern sich um eine gelungene Implementierung in die Praxis. Nur: Wie gut lassen sich diese Ergebnisse in unterschiedliche Kontexte erfolgreich einbetten?
Eine Lösungsmöglichkeit für diese Problemstellungen sieht Reinmann in Modellversuchen, wo Wissenschaftler langfristig die Praktiker begleiten und formatives Feedback geben. DBR bietet sich als Forschungsansatz für die Evaluation von Modellversuchen an. DBR möchte Lösungen für ein konkretes Bildungsproblem bieten. In mehreren Zyklen entwickeln Forscher gemeinsam mit Praktikern fallbezogene Lösungs-/Implementierungsmöglichkeiten. Ziel ist weiter die Anwendung und Generierung von theoretischem Wissen. Der Forscher nimmt also eine praxisunterstützende Rolle ein, indem er mit seinem theoretischem Wissen an den Forschungsgegenstand anknüpft, die Durchführung ständig begleitet und quasi verendelt.
Eine Weiterentwicklung von DBR ist DBIR: Design-Based Implementation Research. Forschende sollten nun auch die Perspektive verschiedener Anspruchsgruppen einnehmen (z.B. von Lehrenden, Studierenden, Verwaltung, Politik). Dabei sollen nicht nur Lehr-Lernprobleme, sondern auch auf Implementierungsprobleme mithilfe von theoretischen Erkenntnissen gelöst werden. Im Fokus stehen keine quantifizierbaren Indikatoren, sondern vor allem die Frage nach dem „Was wirkt wo wann bei wem?“.
Für Einrichtungen wie das UK, aber auch rein hochschuldidaktische Einrichtungen wie das FBZHL, könnte DB(I)R ein sinnvolles Vorgehen sein, Implementierungsstrategien aufzuzeigen und die Wirkungsanalyse von Interventionen unter Berücksichtung von Gestaltungs- und Implementierungsprinzipien aufzuzeigen.
Gabi Reinmanns Aufsätze zum Thema DBR finden sich übrigens zusammengefasst auf ihrem Blog zum Herunterladen.
Einen Aufsatz von Jörg Stender und Alessandra Kenner, wie DBR zur wissenschaftlichen Begleitung von Tutoring- und Mentoringprojekten eingesetzt werden könnten, findet sich hier.[/su_spoiler]
[su_spoiler title=“Begrüßung Tag 2 (Prof. Dr. Susanne Rupp, Vizepräsidentin Studium und Lehre UHH; Ties Rabe, Schulsenator Hamburg)“ icon=“folder-1″]Die Begrüßung des zweiten Tags legte einen Fokus auf aktuelle Herausforderungen von Universitäten. Prof. Dr. Susanne Rupp forderte u.a. eine größere Verzahnung von Schule und Universität, während Ties Rabe auf neue Herausforderungen – insbesondere in der Schule – durch die zunehmende Digitalisierung, dem Herantragen von Erziehungsaufgaben an Lehrende oder dem Wunsch nach einem neuen Bildungskanon (Medienerziehung, Vermittlung von Soft Skills, Theater uvm.) hinwies.[/su_spoiler]
[su_spoiler title=“Vortrag: ‚Nachhaltigkeit in Studium und Lehre‘ (Prof. Dr. Axel Horstmann, Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität)“ icon=“folder-1″]Das Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität (KNU) unterstützt den Prozess der Ausgestaltung der Universität Hamburg zu einer „University for a Sustainable Future“. Dabei steht die die Zukunftsfähigkeit in den Bereichen der Forschung, Lehre, Bildung und Hochschulsteuerung im Fokus. Prof. Dr. Axel Horstmann legte in seinem Vortrag dar, dass Nachhaltigkeit ein zentraler Bezugspunkt in Lehre und Studium ist und wie dieses Qualitätsmerkmal zur Geltung gebracht werden kann.[/su_spoiler]
[su_spoiler title=“Workshop: ‚Wissenschaftlich schreiben = Wissenschaft lehren‘ (Mirjam Schubert, Fridun Freise, Jan Minck)“ icon=“folder-1″]In dem von Mirjam Schubert, Fridun Freise und Jan Minck geleiteten Workshop stellten sich die „Schreibwerkstätten Geisteswissenschaften“ (TP9), das Teilprojekt 17 „Mathematik Didaktik Lehramt“ sowie ein Projekt der Historiker der Universität Hamburg vor.
Letzteres empfand ich als ganz besonders gelungen, da Studierende durch das Projekt nicht nur Fachwissen, sondern auch zahlreiche übergreifende Kompetenzen erwerben konnten: In einem zweisemestrigen Seminar organisierten und konzipierten sie gemeinsam mit ihrem Dozenten Herrn Dr. Lodde eine Tagung zum Thema Musikgeschichte in den 70er Jahren in Hamburg. Dabei durchliefen die Teilnehmenden einen typischen Call for Papers, verfassten Abtracts oder präsentierten ihre Vorträge vor externem Publikum. Die Studierenden im Workshop lobten vor allem den Praxisbezug des Projektes und auch der Dozent zog ein positives Fazit: Gegen Ende des Semesters hatte er den Eindruck, er tausche sich nicht mit Studierenden, sondern mit Kollegen aus.[/su_spoiler]
[su_spoiler title=“Workshop: ‚Tutorenqualifizierung- das Gleiche und das Andere‘ (Marko Heyner, Dr. Thomas Trebing, Tanja Gleisberg, Jenny Rhode, Giovanna Putortì)“ icon=“folder-1″]Der letzte Beitrag widmete sich verschiedenen Konzepten aus der Tutorienarbeit an unterschiedlichen Hochschulen. Marko Heyner (UK) fasste dabei neben die Gemeinsamkeiten der Programme zusammen: Alle zielen darauf ab, Tutoren didaktische Kompetenzen zu vermitteln und das Rollenverständis von Tutoren fördern. Darüber hinaus sind die Projekte alle drittmittelfinanziert, die Akteure agieren zwischen Wissenschaft und Forschung und Evaluationsmaßnehmen sollten ausgebaut werden.
Im Anschluss daran stellte Dr. Thomas Trebing die Tutorienarbeit in der Physik der TU Darmstadt vor, die den Fokus auf Videofeedback legt. Tanja Gleisberg legte anschließend dar, wie an der Universität Osnabrück ein Multiplikatorenprogramm zur Qualifizierung von Tutorinnen und Tutoren implementiert wurde. Die TU Hamburg-Harburg konzipierte dagegen ein Konzept zur Fachtutorenschulung in MINT-Fächern, das Jenny Rhode vorstellte. Zu guter Letzt gab Giovanna Putortì einen Einblick zum Aufbau des Tutorienzertifikats der Universität zu Kiel. Alles in allem zeigten die Beiträge ein gutes Bild der Vielfalt an unterschiedlichen Konzepten und vermittelten so Anregungen für die eigene Tutorienarbeit an der FAU.[/su_spoiler][/su_accordion]
Die Jahrestagung des UKs 2015 – ein Fazit:
Der Besuch im Norden hat sich definitiv gelohnt: Neben einem sehr gelungenen Programm und spannenden Einblicken in die Arbeit einzelner Teilprojekte des Universitätskollegs blieb erfreulicherweise wirklich viel „Raum für Diskurse“. Die Jahrestagung 2016 ist übrigens bereits angekündigt. Die Termine sind schon vorgemerkt!