Markus Schmees & Janine Horn: E-Assessments an Hochschulen. Ein Überblick. Szenarien. Praxis. E-Klausur-Recht.
Rezensent: Dirk Jahn
Originalliteratur: Schmees, Markus; Horn, Janine: E-Assessments an Hochschulen. Ein Überblick. Szenarien. Praxis. E-Klausur-Recht. Münster/New York (Waxmann Verlag) 2014, ISBN 978-3830931652 , 224 Seiten, EUR 19,90.
Quelle der Rezension: Wilbers, K. (Hrsg.): Handbuch E-Learning. www.personalwirtschaft.de/elearning
Albtraum E-Prüfung: Server nicht verfügbar, die Endgeräte reichen nicht aus, ein Student nutzt unerlaubt einen USB-Stick als Spickzettelsammlung und dann auch noch ein Stromausfall während der Prüfung! Der Dozent kommt ins Schwitzen. Computergestützte Assessmentformate können nicht nur aus technischer, sondern auch aus organisatorischer, didaktischer und zu guter Letzt rechtlicher Hinsicht anspruchsvoll sein. Gleichzeitig aber bieten sie etliche Vorteile und Mehrwerte für Prüfer als auch für die Prüflinge: keine “Hieroglyphenentzifferung“ mehr, authentische, multi-medial vermittelte Problemstellungen, schnelle und effiziente Auswertung oder direktes und individuelles Feedback zur Steuerung des Lernprozesses bilden erst den Anfang in der Liste.
Um die mitunter hohen Anforderungen beim E-Assessment in den Griff zu bekommen und die angerissenen Vorteile nutzbar zu machen, haben Markus Schmees und Janine Horn ein Buch vorgelegt, das dafür vielfältige Anregungen und Einblicke in die Praxis bieten soll. Inhaltliche Grundlage des Buches ist das frei verfügbare E-Assessment-Wiki[1] der Elan e. V., einem gemeinnützigen Verein im Bereich medienbasierte Lehre. Beide Autoren sind dort als E-Learningexperten und Wissenschaftler tätig sind. Das Buch ist primär an Lehrende aus dem Hochschulkontext adressiert, aber auch Schulen, Betriebe oder Weiterbildungseinrichtungen kommen bei den allgemeineren Aspekten zum Einsatz von E-Assessment in Betracht.
Einführend beschreiben die Autoren zentrale Aspekte elektronischer Leistungsmessung. Dabei werden verschiedene Arten des Assessments vorgestellt und im zeitlichen Ablauf des Lernprozesses verortet, typische Charakteristika erörtert oder das Zusammenspiel von Lernziel, Prüfen und Lernprozess diskutiert. Anschließend zeigen sie anhand konkreter Szenarien, wie E-Prüfungen die (Hochschul-)Lehre im Studienverlauf bereichern können, z. B. als formative Assessments in Form von Classroom-Response-Systems („Wer wird Millionär im Hörsaal“) während des Lernprozesses oder als E-Klausur/Scan Klausur und Video-Distanzprüfung als summatives Assessment zur Leistungsbeurteilung danach. Dazu werden sowohl kommerzielle, als auch freie Tools und verschiedene Beispiele aus der Hochschulpraxis gezeigt. Des Weiteren diskutieren die Autoren die Praxis elektronischer Assessments. Technische Systeme, unter anderem auch Moodle oder Ilias, werden z. B. im Hinblick auf zur Verfügung stehende (didaktische) Funktionen, Qualitätssicherung oder Sicherheit beurteilt sowie der Zusammenhang von Aufgabentypen und Lernzielniveau skizziert. Verschiedene Möglichkeiten im Bereich der geschlossenen und offenen Aufgaben werden vorgestellt und Ratschläge für die computergestützte Erstellung, Durchführung und Auswertung gegeben. Danach wird die Einführung von E-Assessments an Hochschulen behandelt. Im vorletzten Kapitel stehen rechtliche Aspekte bei E-Klausuren im Mittelpunkt, z. B. im Hinblick auf Prüfungs-, Datenschutz und Verwaltungsrecht. Eine komplexe und kompliziere Angelegenheit, deren Bewältigung eine angebotene Checkliste erleichtern soll. Auch an anderen Stellen im Buch fassen Checklisten die Inhalte zusammen und bieten Tipps und Tricks. Das letzte Kapitel schließt mit einer knappen Zusammenfassung und einem Ausblick.
Das Buch ist klar und verständlich geschrieben. Auf (ver-)komplizierte theoretische Diskurse, wie z. B. im Bereich des Kompetenzdschungels, verzichten die Autoren zu Gunsten der Praxistauglichkeit. Trotzdem gelingt ihnen, wie intendiert, ein weiteichender und nützlicher Überblick. Die vielen Beispiele, Checklisten und Empfehlungen sorgen zudem für eine erste Orientierung zu praktischen Umsetzungen. Für Interessierte, die mit E-Assessments warm werden möchten, bietet das Buch einen guten Start. Fortgeschrittene und Theorieliebende sollten hingegen eher zu vertiefender Lektüre greifen.
[1] Das umfangreiche und informative Wiki ist abrufbar unter http://ep.elan-ev.de/wiki/E-Assessment