Skerlak, Kaufmann & Bachmann: Lernumgebungen an der Hochschule: Auf dem Weg zum Campus von morgen.

Rezensentin: Alessandra Kenner, FBZHL
Originalliteratur: Škerlak, Tina; Kaufmann, Helen; Bachmann, Gudrun: Lernumgebungen an der Hochschule: Auf dem Weg zum Campus von morgen. Waxmann, ISBN 3830930569 , 368 Seiten, EUR 39,90.
Quelle der Rezension: Quelle: Wilbers, Karl (Hrsg.): Handbuch E-Learning. 56. Erg.-Lfg. April 2015 www.personalwirtschaft.de/elearning
Die Universität ist heute Lern-, Arbeits- und Lebensort für Studierende. Zwischen Anwesenheitspflicht und Freistunden pendeln sie vom Vorlesungssaal in die Bibliothek, weiter zu Sitz- und Lernbereichen auf dem Campus in die Mensa. Mobile Geräte wie Laptops oder Tablets unterstützen die „Lernwanderer“ ebenso wie universitäre Lernplattformen und Cloud-Dienste, da so auch das Arbeiten in PC-Pools unkompliziert möglich wird. Aber die Hochschule ist mehr als nur Studieren. Sie ist Ort auch des Austausches und der (informellen) Kommunikation beim Mittagessen oder auf dem Flur, der Prüfung sowie des spielerischen Lernens.
Gemeinsam mit internen und externen Experten identifiziert LearnTechNet, das Kompetenznetzwerk für neue Medien in Studium und Lehre der Universität Basel, den Status Quo, künftige Anforderungen und Umsetzungsmöglichkeiten „auf dem Weg zum Campus von morgen“. Die Herausgebenden des Sammelbandes „Lernumgebungen an der Hochschule“ sind Mitarbeiterinnen des Projekts ITSI (IT-Service Integration in Studium und Lehre), die in mehreren Aufsätzen Ergebnisse sowie ihr methodisch-konzeptionelles Vorgehen beschreiben. Darüber hinaus finden sich Beiträge externer Referenten, die größtenteils aus dem Hochschulkontext, wie dem Bibliothekswesen oder universitären E-Learning-Einrichtungen stammen. Zielgruppe sind insbesondere Hochschulangehörige, die (virtuelle) Räume gestalten, lehren oder prüfen, wobei insbesondere Lehrern, aber auch Ausbildern der Transfer von Ideen in ihre Arbeit gelingen sollte.
Das Buch gliedert sich in fünf Kernbereiche: „Der Campus von morgen“ thematisiert Konzept, Durchführung und Ergebnisse aus des Projekts ITSI vor. Der Teil „Lehr- und Lernräume“ umfasst nochmals Grundüberlegungen zum Projekt, zum Lernraum Bibliothek, dem Einfluss digitaler Medien auf die Lernkultur an Hochschulen sowie zu Designaspekten bei der räumlichen Ausgestaltung von Hochschulen. „Zwischenräume“ widmet sich den universitären Orten, die bei der Campusplanung oftmals eher im Hintergrund stehen und einen – wenn auch auf informeller Ebene – wichtigen Bereich zur Kommunikation beitragen, bspw. ein virtuelles Café. E-Assessments und die Durchführung computergestützter Prüfungen sind Kern des vierten Teils „Prüfungsräume“. Das Buch schließt mit drei Beiträgen zum Thema „Spielräume“ und wie (digitale) Spiele in Lernsettings übertragen werden könnten. Darüber hinaus finden sich sechs Portraits von Studierenden, die Einblicke in ihre Studientage und Lernräume geben.
Der Sammelband bietet interessante Einblicke in Projekte und Überlegungen zu (virtuellen) Lernszenarien an Hochschulen: Wie können E-Prüfungen an Hochschulen realisiert werden? Welche Funktion nimmt der Lernraum Bibliothek heute ein? Kann informelle Kommunikation über mehrere Standorte hinweg durch ein virtuelles Café erfolgen? Die Beiträge bieten auf Theorie fußende, aber praxiserprobte Einblicke in Forschungsprojekte und universitäre Arbeitsfelder und können Anregungen für eigene Projekte an der (Hoch-)Schule und in Betrieben bieten. Besonders hervorgehoben soll an dieser Stelle Tobias Jenerts Beitrag „Verändern Medien die Lernkultur?“ werden. Seine kritische Bestandsaufnahme, dass E-Learning-Plattformen an Hochschulen vor allem den „Convenience-Bedürfnisse“ (S. 164) der Studierenden entgegen kommt und es noch viel Spielraum gibt, studentisches Lernen durch digitale Medien in der Breite zu etablieren, regt zum Nachdenken und vielleicht auch zum Umdenken an.
Etwas ausufernd gestalten sich die zahlreichen Beiträge zum Projekt ITSI. Die Kernfrage des Projekts, wie sich virtuelle und physische Lernumgebungen vor dem Hintergrund mobiler Technologien verändern, wird aus zahlreichen Perspektiven beleuchtet. Dabei wiederholen sich jedoch das Setting und zentrale Thesen, was die Lektüre stellenweise etwas repetitiv wirken lässt.
Alles in allem spiegelt der Sammelbank ein breites Abbild des Themas „Lernraum“ wider und kann – auch kleine, aber effektive – Anregungen für die Gestaltung der Studien- und Arbeitsumgebungen an der eigenen (Hoch-)Schule oder im Unternehmen mitgeben.