Leitfaden zur Formulierung kompetenzorientierter Lernziele auf Modulebene

Leitfaeden_FBZHL_1_2013_Lernziele

Aus der Reihe
Schriften zur Hochschuldidaktik. Beiträge und Empfehlungen des Fortbildungszentrums Hochschullehre der Friedrich-­Alexander Universität Erlangen-­Nürnberg.
Michael Cursio & Dirk Jahn, Universität Erlangen-Nürnberg

Der Erwerb von Kompetenzen ist spätestens seit der Bologna-Reform der Dreh- und Angelpunkt des Lehrens und Lernens in der Universität. Welche Kompetenzen an der Hochschule erworben werden sollen, wird in verschiedenen Regelwerken wie etwa dem Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse festgehalten. Darin wird deutlich, dass Studierende vor allem eines ausprägen sollen: wirksame Handlungsweisen zur Lösung von relevanten Problemen in lebens- und vor allem berufsbezogenen Kontexten. F

ür die Dozierenden sind Kompetenzen damit zentraler Ausgangspunkt und Zielgröße für inhaltliche und methodische Überlegungen in der Lehre. Die im Lehr-/Lernkontext zu erwerbenden Kompetenzen werden dabei über Lernziele beschrieben und geplant. Den Studierenden verdeutlichen diese – etwa über das Modulhandbuch –, was das Ergebnis ihres Lernens sein soll (sogenannte Learning Outcomes). Kompetenzorientiert formulierte Lernziele unterstützen die Studierenden dabei, ihr eigenes Lernen zu bewerten und damit Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu übernehmen.

Die Tatsache, dass nicht die Wissensvermittlung durch die Dozierenden, sondern der Erwerb von Kompetenzen in der Lehre angestrebt wird, wird als „shift from teaching to learning“ bezeichnet. Dies wird durch die untenstehende Grafik veranschaulicht.

Entscheidend an der Kompetenzorientierung ist also, was der Studierende am Ende kann, nicht was in einer Lehrveranstaltung „behandelt“ wurde. Die Formulierungen der Ziele, die in einem Modul angestrebt werden, sollen dem Rechnung tragen.

Ohne Lernziele, deren Formulierung sich an Kompetenzen orientiert, lässt sich außerdem keine Prüfung angemessen gestalten. Hinzu kommen Anrechnungsfragen: Mit den neuen Studienstrukturen hat die Anrechnung auswärtig erbrachter Leistungen einen neuen Stellenwert erlangt. Unklar formulierte Lernziele führen dazu, dass aus rechtlicher Perspektive auch dann Anrechnungen erfolgen müssen, wenn dies aus fachlichen Gründen nicht sinnvoll erscheint. Dagegen drücken kompetenzorientiert formulierte Lernziele das tatsächlich an der Universität angestrebte Niveau aus und sind daher ein wichtiges Instrument der Steuerung von Anrechnungsprozessen. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass die Kompetenzorientierung sowohl bei der Programm- als auch bei der Systemakkreditierung ein wichtiges Bewertungskriterium ist.

Der vorliegende Leitfaden soll eine Hilfe dabei sein, Lernziele kompetenzorientiert in den Modulbeschreibungen zu formulieren, damit sie den eingangs beschriebenen Funktionen gerecht werden können. Nach einer Einführung in die wichtigsten Begriffe und Systematisierungen bekommt der Leser/die Leserin im Anhang (ab S. 6) mehrere praktische „Werkzeuge“ an die Hand, die das Formulieren erleichtern sollen.